Sonderpreis 2011 für den Pianisten Alexej Gorlatch

Auch 2011 haben die »Freunde junger Musiker München« beim 60. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München einen Sonderpreis ausgelobt. Der Wettbewerb wurde in den Sparten Oboe, Trompete, Klavier und Orgel ausgeschrieben. Wir haben uns für Klavier entschieden.

Unter den 55 jungen Pianisten, die beim Wettbewerb für die Sparte Klavier zugelassen wurden, fiel Alexej Gorlatch (geb. 1988 in Kiew/Ukraine, seit 1991 in Deutschland) schon ab dem 1. Durchgang auf. Im 2. Durchgang spielte er Beethovens Sonate op.110 mit großer Souveränität und Ruhe. Seine perfekt gewählten Tempi ermöglichten ihm die Gestaltung ausdrucksvoller musikalischer Bögen. Hier, wie auch in den vier Balladen op.10 von J. Brahms zeigte er bereits seine Stärken: Über dem bei einem solchen Wettbewerb als selbstverständlich vorausgesetzten technischen Können lag in seinem Vortrag eine für so einen jungen Pianisten außerordentliche Reife und musikalische Durchdringung, die erstaunte.

Souverän ins Finale

Neben fünf anderen Teilnehmern erreichte Alexej Gorlatch das Semifinale. Mit großem Einfühlungsvermögen arbeitete er die diffusen Klangräume des schwierigen Auftragswerks »Milking darkness« von Lea Auerbach heraus. Dann spielte er mitreißend lebendig Mozarts Konzert für Klavier und Orchester B-Dur KV 456: Mit wunderschönen Phrasierungen und hoher Anschlagskultur bezauberte er im Herkulessaal das Publikum, das ihn dann später für seine Leistung auch noch mit dem Publikumspreis belohnte.

Fast keine Überraschung mehr: Alexej stand im Finale – und am Ende als 1. Preisträger auf dem Siegertreppchen! In seiner Interpretation von Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-moll op. 37 bewies er noch einmal, wie wunderbar er Klänge auszuloten verstand, wie viel Poesie er in sein Spiel legen konnte. Wieder fiel seine Souveränität auf, sein kraftvolles, aber nie donnerndes Spiel, das immer Raum für intime Momente ließ – was er auch in der brillant gespielten Kadenz zeigte. Sowohl das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wie auch das Publikum waren von seinem Vortrag begeistert.

Dass Alexej Gorlatch so ganz ohne Posen an seinem Instrument auskam, vielmehr sympathisch bescheiden und liebenswürdig auftrat, rundete das positive Erscheinungsbild des jungen Künstlers auch menschlich auf das Schönste ab.

Angela Stepan
Maria Schottenhamel